Homo Homini Lupus

Heut Nacht klopft ein Engel bei mir an,

zeigt nach hinten ins Dunkel.

Ich seh nur sein Gesicht,

die Augen verbittert,

und ich seh, dass er zittert.

Was der Engel sieht,

sehe ich nicht.

Nur ein Traum, sag ich mir,

doch der Engel klopft weiter,

Im schwindenden Licht,

seh ich, wie er schreitet,

die Flügel geweitet.

Wo der Engel hingeht

sehe ich nicht.

Der Engel sagt, folg mir!

Ich stemm mich dagegen.

Er zerrt, und er zieht mich,

zeigt hin zu den Hügeln,

mit bebenden Flügeln.

Und sein Blick

zielt auf mich.

Jetzt schreit, er der Engel,

schlägt wild mit den Flügeln.

Sag du mir, was da vor uns geschieht!

Ich hör Donner von oben,

von unten her Beben,

Seh Flammen über den Hängen schweben,

und jetzt seh ich auch, was der Engel sieht.

Die Täler, gefüllt mit zerschossenem Leben.

Schau hin, ruft der Engel:

Kein Kopf, kein Gesicht.

 Die Körper daneben, erschlagen mal eben,

Ich seh Schreie auf leeren Augen kleben

Münder die stumme Klagen erheben

Und tu, als säh ich, was ich vor mir seh nicht.

Er, der mich schickt, sagt der Engel,

er möcht euch vergeben,

doch er will, dass ihr hinschaut,

 wie du grade eben.

Dann hebt er ab, fliegt hoch auf den Hügel.

Noch flattert ein Flügel,

während der andere wegbricht.

Mir ist, als ob er noch riefe,

stürzt dann in die Tiefe.

Wo der Engel hinfällt

sehe ich nicht.

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